[Update 08.10.2020] Schweden – Land der Glückseligen in Zeiten der Corona-Krise?

Häufig verweisen Leuten, die die bisherigen Ausgangsbeschränkungen* und anderen Maßnahmen in Deutschland kritisieren, auf Schweden. Dort seien die Beschränkungen nicht so drastisch wie bei uns  und die Auswirkungen seien trotzdem nicht so schlimm wie in Deutschland. Okay, die Beschränkungen sind in der Tat in Schweden nicht so drastisch gewesen wie sie bei uns waren. Wer sich aber die Zahlen – insbesondere die Zahlen der Coronatoten – anschaut, wird sehr schnell feststellen, dass die Aussage bezüglich der Auswirkungen aber so ganz und gar nicht stimmt.

[Update 30.04.2020] Auch ein Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 30. April 2020, 8:56 Uhr behandelt dieses Thema: „Coronavirus in Schweden: ‚Wir haben die Entwicklung der Todeszahlen unterschätzt‘“ [/Update]

Abgesehen davon, dass die Bevölkerungsdichte** in Deutschland mit 233 Einwohner pro km² mehr als zehn mal so hoch ist, wie in Schweden (23 Einwohner pro km²), was die Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland gegenüber Schweden stark begünstigt, ist die Anzahl der Coronatoten*** auf die Zahl der EinwohnerInnen** gerechnet in Schweden fast fünf mal so hoch wie in Deutschland [Zahlen am 08. Oktober 2020 aktualisiert].

    • Schweden:
      5.892 Coronatote am 08.10.2020***,
      10.327.589 EinwohnerInnen**,
      ergibt: 570,51 Coroantote / 1 Mio. EinwohnerInnen
    • Deutschland:
      9.584 Coronatote am 08.10.2020***,
      83.149.300 EinwohnerInnen,**
      ergibt: 115,26 Coroantote / 1 Mio. EinwohnerInnen
    • Schweden hat also die 4,95-fache  Anzahl von Coronatoten pro eine Million EinwohnerInnen im Vergleich zu Deutschland.

Der Vergleich der Zahlen von Deutschland und Schweden**** verdeutlicht aus meiner Sicht sehr gut, dass die bei uns in Deutschland getroffenen Maßnahmen wirksam sind und mindestens 37.800 Menschen in Deutschland das Leben gerettet haben. Ich vermute sogar, deutlich mehr Menschen, denn durch die in Deutschland höhere Bevölkerungsdichte, hätte sich das Coronavirus ohne die Ausgangsbeschränkungen in Deutschland sicher deutlich schneller ausbreiten können als in Schweden, so dass es in Deutschland ohne die Ausgangsbeschränkungen vermutlich eine noch höhere Anzahl von Coronatoten pro einer Millionen EinwohnerInnen gegeben hätte. [Update 29.05.2020] Der Virologe Christian Drosten  sagte laut t-online gegenüber dem Spiegel, dass er glaube, dass es ohne die rasche Reaktion der Regierung in Deutschland 50.000 bis 100.000 Tote mehr gegeben hätte. [/Update]

[Update 14.05.2020] Kleiner Hinweis: Am 27. April 2020, als ich diesen Beitrag ursprünglich erstellt habe, waren es in Schweden knapp 3 mal soviel Tote pro eine Millionen EinwohnerInnen wie in Deutschland. [/Update]

*) Ja, es sind nur Ausgangsbeschränkungen gewesen (jetzt nur noch Kontakbeschränkungen), keine Ausgangssperren. Ausgangssperren gab es beispielsweise in Italien und Spanien.
**) Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Schweden bzw. https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschland
***) Quelle: https://coronavirus.jhu.edu/map.html
(abgerufen am 08.10.2020 um 23:04 Uhr)

Karte vom 13. Juli 2020. Ein Klick auf die Karte öffnet sie in groß in einem neuen Tab

****) Wem dies noch nicht reicht, kann sich ja noch die Zahlen von Norwegen und Finnland anschauen, beides Länder mit ähnlich dünner Besiedlung und deutlich drastischeren Maßnahmen als Schweden. Oder auf diese Karte  schauen.
(Die Karte mit Stand vom 15. Mai 2020 ist hier, die mit Stand vom 16. Mai 2020 ist hier).

Seit dem 15. Juni weist das Robert Koch-Institut(RKI) wieder Risikogebiete aus. Es war für mich keine Überraschung, dass Schweden als einiziges EU-Land lange Zeit dazugehörte (vgl. https://werners.blog/2020/06/15/das-rki-weist-seit-heute-wieder-risikogebiete-aus/).

Kurzlink zu dieser Seite: https://cv.wh61.de/Schweden

Autor: Werner

Jahrgang 1961, beruflich als externer Datenschutzbeauftragter und Datenschutzberater (auch für Betriebs- und Personalräte) sowie als Referent für Datenschutzseminare, -vorträge und - workshops tätig. Ehrenamtlich als stellvertretender Vorsitzender in der Deutschen Vereinigung für Datenschutz (DVD) e.V. aktiv.

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